Unterhaltung: Wo kann man hinkommen, wenn man ein Skatturnier verlässt?

Franz, 20. September 2011, um 15:00

Zweiter Versuch:

Hallo John,

das ist wirklich ein höchst-spannender Beitrag. Generell muss man vielleicht etwas differenzieren:

Die jungen Menschen haben ja zumindest teilweise gesagt, dass sie Skat spielen können, aber das lieber unter sich tun. Nach meiner eigenen Erfahrung bzw. aus Erzählungen von anderen, kann ich die Haltung durchaus nachvollziehen:

Zunächst erfährt man nur schwer von einem Preisskat, wenn man nicht ohnehin schon in einem Verein Mitglied ist oder aktiv danach sucht.
Wenn man sich dann zufällig da hin verirrt, sitzt man tendenziell eher mit älteren Männern als mit jüngeren Frauen am Tisch, das erhöht die Anziehungskraft vielleicht nicht unbedingt - aber es geht ja eigentlich auch um Skat.

Nun sitzt man also mit zwei oder drei Herren am Tisch. Im angenehmeren Fall spielt man relativ wortlos zusammen die festgelegte Anzahl an Spielen. Sollte man jedoch -und das kann beim ersten Preisskat ja durchaus passieren- einen Fehler machen, kann es durchaus vorkommen, dass man für den Rest der Serie angepöbelt wird. Dafür reicht im Übrigen auch aus, dass einer denkt, man hätte einen Fehler gemacht, der tatsächliche Sachverhalt ist nebensächlich.

Extremer fällt das Ganze noch für die "Randgruppen" der jüngeren Menschen sowie Frauen aus. Hier wird generell völlige Planlosigkeit unterstellt und selbst bei hervorragender Leistung kommt dann ein Spruch wie: "Du spielst gar nicht so schlecht, für ne Frau"

Man beendet also die erste Serie, bringt die Pause hinter sich und die Zweite startet. Hier gibt es wieder die oben genannten Möglichkeiten, allerdings ist die Chance auf frustrierte Mitspieler nun noch höher, da man ja vielleicht beim ersten Preisskat nicht wie ein Weltmeister gespielt hat (sofern nach Punkten gesetzt wurde).

Man hat nun also relativ wortlos, ohne großen Lerneffekt mangels Erklärung, ggf. noch in angespannter bis feindseliger Atmosphäre einen Nachmittag verlebt und ist sein Geld los geworden. Selbst mit einem Freund hinzugehen bringt nicht besonders viel, da man ja in der Regel nicht am selben Tisch sitzt.

Da kann man fast nachvollziehen, warum die jungen Menschen irgendwelche Figuren über den Tisch schieben: Da wird man wenigstens nicht angepflaumt (nehme ich an) und ist unter Freunden.

Das ist jetzt natürlich eine übertriebene Darstellung, aber im Kern ist das mein Eindruck.

Anders als anderswo wird man ggf. eher kritisch beäugt als aktiv willkommen geheissen. Natürlich gibt es Vereine mit aktiver und erfolgreicher Jugendarbeit- aber so lange die Jugendlichen am Tisch (meist motiviert durch die Eltern) immer noch die Ausnahme sind, zieht das wohl selten deren Freunde mit.

Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen in den Verbänden die Entwicklung erkennen und schnellstmöglich den Kurs ändern - viele Mitglieder haben das bereits verstanden und sehen, dass sich die Verbände und Vereine öffnen müssen.

Ich will mich auch nicht beschweren nur manchmal wundere ich mich, wie mit dem Thema Nachwuchs umgegangen und das Thema Internet behandelt wird. Vielleicht können wir mit der Skatstube ja einen Beitrag dazu leisten, dass sich diese Entwicklung umkehrt oder verlangsamt.

Ex-Stubenhocker #186, 20. September 2011, um 15:19

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Jugendarbeit auf VG-Ebene, das wäre ein weites Feld.

k_Uno, 20. September 2011, um 15:33

Franz, hast du spitze verfasst!
Toller Beitrag.
Sogar John hat dich gelobt, mich eher weniger, obwohl wir im Grunde das gleiche meinten... ;-)

Ex-Stubenhocker #67877, 20. September 2011, um 15:45

ab und zu geh ich auf ein live-Turnier. Die letzten male war das bei einem "Rentner-Treff", alles grau in grau, düstere Farben, schmuddelige Kleidung der Herren und Damen "Scheintot", usw......ich war mit meinen fast 60 beiweitem nicht der älteste. Es waren auch jüngere da, und einige Frauen die gut spielen können. Der Raum war ohne Klimaanlage, düster, vergammelt, altmodisch, draußen fast 30 Grad und Schwüle. manche Tische haben über 2 Stunden gebraucht für eine Serie. Raucherpausen, Pinkelpausen, Essen, usw....viel Gelaber. Manche haben während des Spiels gegessen und mit ihren fettigen Fingern die Karten angefasst, aber Händeschütteln wollten sie nicht zur begrüßung - aus hygienischen Gründen..... Andere Tische waren schneller. Manche waren sehr gebrechlich, fast am Abnippeln........(auch die Tische selbst).
Gepöbelt wurde gottseidank nicht, nur knappe kurze Statements bei angeblichen Fehlern, und auch Lob.
Eine Totenfeier ist lustiger, deswegen gehen dort auch mehr junge Menschen freiwillig mit.

Franz, 20. September 2011, um 15:46

Danke euch. Was man vielleicht noch einschränkend sagen sollte: Ein Preisskat ist vielleicht auch die extremste Ausprägung.

Auch bei anderen Sportarten wird man wohl nicht gleich an einem Wettbewerb teilnehmen, das ist glaube ich auch nicht das Entscheidende. Aber regelmäßig mit Freunden zusammenzuspielen wäre ja auch schon was. Nicht jeder muss/kann/sollte in einer Liga spielen...

Ex-Stubenhocker #80703, 20. September 2011, um 20:58
zuletzt bearbeitet am 20. September 2011, um 22:55

nach längerer besinnung komme ich zu folgender empfehlung:

der mensch kommt aus eigenem interesse, aus neugier.
man kann ihn nicht locken, oder gar eine sache attraktiv machen, auf das er interesse entdecke.
eine - wie auch immer - begründete freude an einem phänomen kann weder verstärkt noch verleidet werden. nur offenheit zählt.
wenn neugier und freude jedoch auf verkrustete bedingungen treffen, bzw. der same auf kargen boden fällt, dann ist es kontraproduktiv den kargen boden als nährreich anzupreisen.
es ist ein weit verbreiteter irrglaube, die möglichkeit eines wachstums oder eines erwerbs weiter und weiter zu suggerieren.
auch das angebot von futter oder nährstoffen kann dem wesen nur kurzfristig nutzen.
pädagogik ernährt sich bedauernswerterweise aus gefälle, darum ist lernen so schwer!
zu oft fragen sich die mitmenschen: "was kann ich vermitteln?", und zu selten:"was kann ich lernen?"
der konsum geht immer weiter ...

ps.:auch das schleimen ist nur für schnecken!
mfg, pflanze

Ex-Stubenhocker #68069, 20. September 2011, um 21:22
zuletzt bearbeitet am 20. September 2011, um 23:52

Im Nachhinein fällt mir noch was dazu ein:
Als Studentin wohnte ich in einem Studentenwohnheim. Um sich seine Wohnzeit jeweils um 1 Semester verlängern zu können, konnte man für jeweils 1 Semester ein Tutorium anbieten. Ich habe das damals als "Skat-Tutorium" angeboten, d.h. 1 x / Woche zu einer bestimmten Zeit zum Skatspielen treffen und habe das ganze durch selbstgemachte Plakate an der FH und im Wohnheim publik gemacht. Ich war dann auch zuständig für die entsprechende Anzahl Kartenspiele, Schreibblöcke, Kulis etc. zu sorgen. Einmal richtete ich einen Preisskat aus. Durch unsere Studentenkneipe im StuWo, in die auch Nicht-Studenten regelmässig kamen, sprach sich das schnell rum. So konnten wir immerhin gut 30 Leute dafür gewinnen.
Vielleicht lesen das hier ja einige Studenten und greifen diese Idee auf.... Auch so könnte Skat unter jüngeren populärer werden....

Ex-Stubenhocker #89864, 20. September 2011, um 22:03

pfffffffffffffff
....muss i dazu was sagen...., boahhhhhhhhhh..., manchmal schon anstrengend! :-))))

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