Ex-Stubenhocker #159827, 26. August 2016, um 06:59
Mensch und Kunst
von Ingrid Herta Drewing
Wird, was gewesen, irgendwo noch bleiben,
die Worte, Klänge und der Farben Licht?
Wer wird es lesen, was die Dichter schreiben,
wenn Alltags Enge fordert harte Pflicht?
Wird alles enden, sinken ins Vergessen,
verblassen Schönes, sanftes Morgenrot?
Wird Härte blenden und das Leben messen,
beschließen jenes, was nur nutzt in Not?
Sie werden’s wenden, jene, die da lieben,
andächtig lauschen, wenn Musik erklingt,
auch Freude spenden, sich in Künsten üben
und auszutauschen, wenn die Seele schwingt!
Solange Menschen sind auf dieser Erde,
gehört auch ihre Kunst zum „ stirb und werde!“
Ex-Stubenhocker #199061, 27. August 2016, um 01:28
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
Göte
Ex-Stubenhocker #157894, 27. August 2016, um 01:55
zuletzt bearbeitet am 27. August 2016, um 01:57
Schön !
Einfach nur schön !
Das konnte halt nur der Meister !
Gott sei dank liegt Weimar in Thüringen und nicht an der Nordsee.
Ex-Stubenhocker #159827, 27. August 2016, um 06:19
Rätsel des Tages
Was getrennt der fade Schwätzer hält,
Gilt oft als vereint der ganzen Welt. -
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 27. August 2016, um 06:22
Des Rätsels Lösung:für Witz, Fürwitz.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #159827, 27. August 2016, um 06:33
Anmerkung
Wieland, Herder,Schiller und Goethe zusammen, waren das Weimarer Viergestirn.
Zusammen prägten sie die Weimarer Klassik.
Als Goethe in Leipzig studierte, wurde er wegen seines Frankfurter Dialektes belächelt.
Als Goethe starb,war Theodor Storm 15 Jahre alt.
Ex-Stubenhocker #159827, 27. August 2016, um 07:08
zuletzt bearbeitet am 27. August 2016, um 07:08
Das Glück und die Weisheit
Gedicht von Friedrich Schiller
Entzweit mit einem Favoriten,
Flog einst Fortun' der Weisheit zu.
»Ich will dir meine Schätze bieten,
Sei meine Freundin du!
Mein Füllhorn goß ich dem Verschwender
In seinen Schoß, so mütterlich!
Und sieh! Er fodert drum nicht minder
Und nennt noch geizig mich.
Komm, Schwester, laß uns Freundschaft schließen,
Du keuchst so schwer an deinem Pflug.
In deinen Schoß will ich sie gießen,
Auf, folge mir! – Du hast genug.«
Die Weisheit läßt die Schaufel sinken
Und wischt den Schweiß vom Angesicht.
»Dort eilt dein Freund – sich zu erhenken,
Versöhnet euch – ich brauch dich nicht.«
LittleJoe, 27. August 2016, um 07:14
Sorry, ich kann im Moment nicht reimen!
Aber:
Moin Frank.
Ex-Stubenhocker #159827, 28. August 2016, um 08:03
Rätsel des Tages
Was der Kunst einst ein Motiv,
Bringt noch alle Leitmotive
Heute sicher an das Ziel. -
Drunten birgt's in kühler Ruh
Das, was Tränen uns bedeutet,
Doch es ist kein Krokodil! -
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 28. August 2016, um 08:04
Des Rätsels Lösung:Muschel. 1. Die Muschel (Muschelornament) war ein Leitmotiv des Rokoko (Stil Ludwigs XV.). 2-3. bringt noch heute als Ohrmuschel alle „Leitmotive" der Wagnerschen Opern an das Ziel, d.h. an das Trommelfell. 4-5. die Muschel birgt Perlen in sich, die bekanntlich Tränen bedeuten, aber keine Krokodilstränen.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #159827, 28. August 2016, um 08:06
Die Uhr
von Hannes Trepmelk
Die Uhr, die wurde, meine ich
schlicht zum Betrug erfunden.
Denn sie bewegt sich lediglich
in immer gleichen Runden.
Und dreht man sie auch keck zurück,
man hat doch nichts gewonnen.
Es sind die Freude und das Glück
längst mit der Zeit verronnen.
Ex-Stubenhocker #159827, 28. August 2016, um 12:26
Es geht so Mancher scheiden
Es geht so Mancher scheiden
Von seiner Kindheit Glück,
Und eilt aus wüste Haiden,
Und kehrt so arm zurück;
Die Menschen all’, die schlechten,
Treubrüchig schilt er sie:
Den Bräutigam, den rechten,
Fand seine Seele nie.
Es geht so Mancher scheiden
Zur langen Grabesnacht,
Der nie in Lust und Leiden
Zur ew’gen Lieb’ erwacht,
Dem in den letzten Nächten
Kein Engel Trost verlieh:
Den Bräutigam, den rechten,
Fand seine Seele nie.
Es geht so Mancher scheiden
Ins schöne Himmelreich:
Auf ewig grünen Weiden
Erwacht er dort sogleich!
Auf Eine Treu’, die echte,
Hat glaubend er vertraut:
Der Bräutigam, der rechte,
Hat heimgeholt die Braut.
Alfred Formey
Ex-Stubenhocker #159827, 28. August 2016, um 22:16
Pfeud’-Anti-Schiller
„Heut schwören wir der Hanne,
Und morgen der Susanne;“
Was geht uns Schiller an,
Längst ist der abgetan.
Nur Neues kann uns helfen,
Wir heulen mit den Wölfen:
Wie, was, ist einerlei,
Ist das Geheul nur neu.
Auch wir ja können schillern,
Und lustig Reime trillern;
Wo er nur einen fand,
Sind tausend uns zur Hand.
Zwar ist er von den Sängern,
Die schmiedend wir verlängern.
Fischt er ein Goldkorn aus,
Wir schlagen Blattgold draus.
Was groß ist, kann erdrücken,
Wir haben’s gern in Stücken;
Fünfaktig Trauerspiel
Ist unsrer Zeit zu viel.
Wir brauchen alles niedlich,
Possierlich, appetitlich:
Drum unsern Geist beziehn
Wir alleweil’ aus Wien.
„Die Tobten sollen leben.“
Das klingt beim Saft der Reben,
Beim lebenslust’gen Schmaus
Zu fürchterlich und graus.
Uns labt dabei ein Zötchen,
Ein Fresko-Anekdötchen;
Nur das ist uns ein Fest,
Das lebt und leben lässt.
Nicht von vergangnem Schönen
Soll unsre Muse tönen,
Nicht von der Zukunft zart; —
Uns schmeckt nur Gegenwart.
Pack ein drum, lieber Schiller,
Da dich kein Wenzel Müller
Kann setzen in Musik,
So machst du heut kein Glück.
Eins hast du brav gedichtet:
„Das Schuldbuch sei vernichtet.“
Deshalb — (O traf dies ein! —)
Sollst leben du im Wein.
Carl Geisheim
Ex-Stubenhocker #159827, 29. August 2016, um 07:20
Rätsel des Tages
Viele sind's vom lieben Gott
Oft in silberheller Pracht,
Mancher ward's zum Hohn und Spott,
Helden waren's in der Schlacht! -
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 29. August 2016, um 07:21
Des Rätsels Lösung:beschuppt. 1-2. die Fische. 3. „beschuppt" im Sinne von „angeführt, betrogen". 4. im Schuppenpanzer.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #159827, 29. August 2016, um 08:32
An einen Publizisten
Es schuf „ein Gott in seinem Wolkengrimme“
Der Philosophen „überflüss’ge Rasse“,
Du wirfst sie samt den Dichtern auf die Gasse
Mit vielgehörter, allverehrter Stimme.
Ob auch ein Hamburg neben dir verglimme,
Du gießest Öl nach immerfort in Masse,
Und spendest Segen aus gefülltem Fasse,
Damit der Zollverein das Meer beschwimme!
Wenn dir’s gelingt (vielleicht nach tausend Jahren)
Und auf den Thron du hast gesetzet Säulen,
Dann wird Germania höchstes Glück erfahren.
Indessen mag die deutsche Kunst verfaulen,
Ein ganz Geschlecht verirren sich vom Wahren:
Wer kann mit einem solchen Führer maulen?
Johannes Minckwitz
Aus der Sammlung Epigramme
Ex-Stubenhocker #159827, 29. August 2016, um 20:05
Abgelehnt
Ich frage dich, oh Birte -
es lässt mir keine Ruh -
bist du's, die mich umschwirrte?
Bist du's, die mich verwirrte?
Sag, Birte, bist es du?
Ich bin's, mein starker Recke,
mein Meister, mein Shogun.
Ich bin es, deine Schnecke.
Lass uns im Schutz der Hecke
dort etwas Schönes tun.
Oh nein! Oh nein, du Dreiste!
So war das nicht gemeint.
Zwar juckt es in der Leiste,
doch dass ich je entgleiste
mit dir ... !
Wir sind im Geiste,
im Geiste nur vereint.
Andreas Kley, 2012
Bine60, 29. August 2016, um 20:42
zuletzt bearbeitet am 29. August 2016, um 20:44
von mir und meiner dicken in den fichten
Nur'n paar schnelle Sprünge weg vom Wege
legte ich ihr weißes Fleisch in's Gras
Mittagssonne brannte durch die Fichten
als ich sie mit meinem Maße maß.
Käfer krochen unter uns, es brachen
Heere Ameisen froh in uns ein
etwa zwischen Bauch und Bauch zu baden
oder irren zwischen Bein und Bein.
Horden Mücken soffen sich von Sinnen
stachen mich, weil ich mal oben schwamm
bis ein Wolkenbruch, ein schneller greller
uns in seine guten Arme nahm.
Traubenschwere Wassertropfen fielen
faul herab auf uns're heiße Haut
und der wundermilde Guß von oben
hat den großen Tod uns nicht versaut.
Als ich wieder flach lag auf dem Rücken
kippten meine müden Augen hoch
einen Düsenjäger sah ich schweben
durch ein aufgebauschtes Wolkenloch.
Schwebte hin, schrieb einen sanften Bogen
tief hinunter bis ins hohe Blau
wieder brach die Sonne durch die Fichten
und wir dampften im Nachmittagstau.
wolf biermann.^^
https://www.youtube.com/watch?v=SrGDwj2rWT4
Ex-Stubenhocker #159827, 30. August 2016, um 07:05
Rätsel des Tages
Es knallt mein Wort mit u
Mit seinem Eisenpfropfen, -
Man trinkt in ihm mit s
Den allerbesten Tropfen! -
Es hält mein Wort mit s
Sich vor der Welt verschlossen,
Man hat mit ihm mit u
Wohl nie 'nen Bock geschossen!
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 30. August 2016, um 07:11
Du fasst nicht der Wogen ewigen Gang
Du fasst nicht der Wogen ewigen Gang
noch den Geist, der erblüht in der Töne Klang,
noch das tiefe Empfinden der Blüten Duft,
der Sonne Flamme gegen Sturm und Luft,
das Zwitschern der Vögel voll Sehnsucht und Lust
und glaubst doch zu fassen des Dichters Brust?
Sie erhebt sich über der Wogen Gang,
ihr entspringt ein jeder Gesang,
aus ihr sprießen Blumen mit ewigem Duft,
in ihr brennt ein Feuer ohne kühlende Luft,
in ihr kämpft der Geist der Sehnsucht und Lust,
kämpft gegen den Tod tief in seiner Brust!
H.c.Andersen
Ex-Stubenhocker #159827, 30. August 2016, um 07:12
Des Rätsels Lösung:Kartaune, Kartause.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #149419, 30. August 2016, um 10:30
zuletzt bearbeitet am 30. August 2016, um 10:33
Die Medizin
Im Wartezimmer auf der Bank, sitzt die Moral. Sie fühlt sich krank.
War immer vorne mit dabei, wenn es drum ging, sich stritten zwei.
Stand also immer unter Feuer. Der Preis, so kann man fürchten, der wird teuer.
Denn krank, die Gute, ist sie sehr. Sie fiebert, hustet, atmet schwer.
Schon viele sah man so danieder, manch armer drunter, wurd' nicht wieder.
Der liebe Doktor scheitert kläglich und all sein Wissen war vergeblich.
Er mühte sich, leerte die Laden, verabreicht ihr, all seine Gaben.
Allein die eine, die könnt' heilen, sie musst im tiefsten Dunkel weilen.
Es wären Worte aus dem Herzen. Sie heilten der Moral die Schmerzen.
Wenn diese Worte ausgesprochen, um die Moral der Bann, er wär gebrochen.
Es ist kein Doktor, keine Schwester, kein Kanzler und auch kein Minister.
Der wird dereinst die Worte sagen, die die Moral vom Bette tragen.
„Hör her Moral und gib gut acht, ich achte Dich und geb' Dir Macht,
Nehm' nicht als Schwert Dich, nicht als Spitze,
Gebrauch als Leuchtturm Dich und Stütze.“
M. S. 2016
Ex-Stubenhocker #159827, 30. August 2016, um 10:50
Ach so
Der Ausdruck meiner regen Triebe –
auch ich bin schließlich nur ein Mann –
erfährt recht wenig Gegenliebe,
was ich mir nicht erklären kann.
Wenn ich dich früh im Bett berühre
und taste zärtlich an dir rum,
dann keifst du: „Geh! Da ist die Türe!
Mir dreht sich gleich der Magen um!“
Wenn ich versuche, dich zu küssen,
beim Frühstück oder anderswo,
trittst du nach mir mit bloßen Füßen
und läufst, schon würgend, Richtung Klo.
Geht abends dann der Tag zur Neige,
ist’s mit uns beiden wieder nichts.
Und du zerschmetterst deine Geige
auf meinem Kopf, eh du erbrichst.
Verzagt geh ich zur Pokerrunde,
die heut bei Doktor Langer ist.
Der sagt mir dort mit vollem Munde,
dass du schon wieder schwanger bist.
Andreas Kley, 2007
Ex-Stubenhocker #159827, 31. August 2016, um 12:02
Rätsel des Tages
Es sitzt in deiner Tasche
Und auch an mancher Flasche,
In Scharen von Millionen
Sogar auf Kaiserkronen. -
Bald liegt's in kleinen Schuppen
In schön gefärbten Gruppen,
Bald schwebt's im Sonnenstrahle
Zum Himmel und zu Tale.
Man kann es leicht befreien
Durch Honigräubereien
Und holt beim Blumenrupfen
Sich oft von ihm den Schnupfen.
Hier ist's von reinstem Golde,
Dort in der Blütendolde,
Du aber sollst auf Erden
Es selber einmal werden. -
© Friedrich Schaefer