JohnJohn, 11. Februar 2022, um 13:10
ok, dann mal los. Welche Rolle Erziehung spielt, brauche ich wohl nicht erläutern, sowohl die schulische, wie auch die häusliche. Mit Politik habe ich mich eigentlich erst im Studium ernsthaft beschäftigt, die 68-er sind an mir spurlos vorübergegangen; mein Vater war über die Blockade von Straßen wegen Fahrpreiserhöhung, Demonstrationen gegen alles Mögliche, oft mit Kindern im Schlepptau usw. sicher nicht begeistert und hat natürlich auch Schwächen bei führenden Politikern entdeckt. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass Demokratie wohl doch einer Diktatur, deren Folgen er als Soldat und dann Kriegsgefangener erlebt hat, vorzuziehen ist.
Für mich war und ist eine Demokratie eine Staatsform, in der Meinungsfreiheit und Gespräche das A und 0 sind. Eine Staatsform, die nicht auf der Straße, nicht auf Schlagwortplakaten und schon gar nicht in Gewalt ihre Trümpfe haben sollte.
Welche Mittel halte ich für angebracht? Ich drehe als Antwort den Spieß einfach mal um.
Distanzierung von jeder Form von Gewalt - auch verbaler. Grundsätzliche und jederzeit erkennbare Solidarität mit unserem Rechtsstaat (was Kritik selbstverständlich nicht ausschließt) und Achtung vor anderen Standpunkten.
Jeder kennt wohl in Gemeinschaften Leute, denen kritische Worte für alles und sofort einfallen. Eine solche Einstellung und die Mittel, die diese Leute anwenden, schließe ich für mich aus. Und suche bessere Mittel. Wenn du, Spielerin, mir beim Suchen helfen willst, gerne.
Ich hoffe, deine Frage damit wenigstens ein bisschen beantwortet zu haben und die Kritiker (allgemein und speziell) nicht zu sehr mit meinem Beitrag belästigt zu haben.
M0rningstar, 11. Februar 2022, um 13:38
also nichts neues
JohnJohn, 11. Februar 2022, um 16:01
stimmt, rumstehchen. Etwas Neues wäre für mich Schnee im Juli oder ein positiver Kommentar von dir. Muss ich aber beiden ehrlich gesagt gar nicht haben.
Betty_Boo, 11. Februar 2022, um 17:04
Immer wieder schön ist es zu lesen, wie erhaben sich mancher gegenüber anderen fühlt. Am Ende ist es jedoch das gleiche sinnfreie Gesülze, nur mit anderer Wortwahl.
JohnJohn, 11. Februar 2022, um 17:18
Mittelmäßige Geister verurteilen gewöhnlich alles, was über ihren Horizont hinausgeht.
Francois de la Rochefoucauld
AlbrechtDerArme, 12. Februar 2022, um 02:50
Die hatten alle ein Pendel.
🙄 Nebenbei:
Es besteht ein instabiles Gleichgewicht, wenn das Pendel aufm Kopf steht.
Ex-Stubenhocker #320750, 15. September 2023, um 08:20
''Gelebte Demokratie'' erlebte ich gestern hier im Landtag.
Man spricht in dem Zusammenhang ja gern von einer ''Brandmauer''. Die scheint mir aber gestern durch ein politisches Erdbeben eingestürzt zu sein. Das wird sehr interessant werden jetzt bis zur Bundestagswahl und erst recht Landtagswahl am 1. September 2024.
Musste diesen Thread erstmal finden,zum Glück gabs einen politischen Fred,freu.
Johnny_5, 16. September 2023, um 06:56
Jawollja, da bin ich ganz Eurer Meinung!
Merke: Wer nichts schreibt, muss auch nichts entfernen!
Grüße in den Osten!
Ex-Stubenhocker #320750, 16. September 2023, um 07:08
Grüße an Johnny Boy zurück.
Johnny_5, 16. September 2023, um 07:26
Aber um auch mal was sinnvolles beizutragen:
Allein die "Brandmauer" spricht doch gegen gelebte Demokratie. Solange eine Partei gewählt werden darf, sollte sie auch mitreden dürfen! Egal welche Seite. Wehret den Anfängen! Natürlich! Aber da beobachtet doch unser Verfassungsschutz, der Staat passt auf.
Erschreckend ist nur, wie viele Leute diese Partei wählen (würden).
Vicious_Hank, 16. September 2023, um 09:46
Das mit der Brandmauer finde ich Kokolores, da bin ich ganz bei Johnny.
Wenn ein Vorhaben absolut Sinn macht muss es unerheblich sein, ob die AfD dem zustimmt oder nicht.
Die Aufregung der "linken" Seite, hier der AfD nen roten Teppich (oder doch nicht rot) auszulegen, kann ich in diesem Fall sachlich aber nachvollziehen, sofern meine Infos stimmen.
Die Senkung der GES kostet das Land ca. 45 Millionen Euro, die dringend für andere Bereiche des öffentlichen Lebens benötigt werden.
Begünstigt werden Personen, die Land erwerben wollen, also nicht zu den ärmeren Bevölkerungsschichten gehören. Sozial ist sicherlich anders, und wie die Entscheidung von den Befürwortern erklärt wird, für mich nicht nachvollziehbar.
Man schlägt also mit dieser Abstimmung der Landesregierung gleich mehrere Schnippchen :
- das Geld wird der LR quasi entzogen
- man zeigt der Bevölkerung, wie angreifbar und machtlos solche Minderheitsregierungen sind
- das eigene Wählerklientel wird bedient.
Dass dies der Minderheitsregierung nicht in den Kram passt sollte klar sein. Die Opferrolle beherrschen andere da wesentlich besser...
Eins möchte ich zum Punkt "gelebte Demokratie" noch loswerden: irgendwo muss die Grenze sein. Diese zu erkennen ist verdammt schwer.
Die Geschichte hat gelehrt, dass sich Demokratie durch "gelebte Demokratie" selbst ausradiert.
Man muss das Stopschild weit vor dem Erlass eines Ermächtigungsgesetzes aufstellen. Wenn man zu spät reagiert ist die Demokratie Geschichte....
Petor, 16. September 2023, um 11:14
Ich meine, es wird doch niemand bezweifeln, dass die AfD - gerade in Thüringen - durchsetzt mit Faschisten ist und ja, zumindest im näheren Umfeld auch von handfesten Neonazis.
"Gelebte Demokratie" bedeutet doch nicht, die politischen Ziele (in diesem Fall mehr Geld für Reiche, aber darum geht es mir nicht) um jeden Preis durchzusetzen. Natürlich sollte jeder Demokrat - zur Not eben auch mit einer "Brandmauer" verhindern wollen, dass die Antidemokraten das Land in Brand stecken.
P.S. Auch wenn es arrogant klingt: Ja, ich kann niemanden für geistig voll nehmen, der ernsthaft glaubt, der AfD läge die Demokratie irgendwie am Herzen.
Ex-Stubenhocker #314928, 16. September 2023, um 21:16
Gelebte Demokratie fängt bei mir den Kommunalpolitikern an, die gewählt werden und sich bemühen, in ihrer Heimatgemeinde die Dinge am Laufen zu halten und zu verbessern. Meist ehrenamtlich in der Freizeit. Das nötigt mir großen Respekt ab.
Es gibt Vieles in Deutschland, was man anders sehen oder ablehnen kann, aber im grossen Bild und im Vergleich zu den meisten Staaten dieser Erde ist die deutsche Politik und, ja, auch deutsche Politiker nichts wofür man sich schämen muss wenn man kein Zerrbild der Wirklichkeit hat.
Das es die AFD in Deutschland gibt dafür allerdings schäme ich mich sehr.
Dem P.S. von Petor kann ich nichts hinzufügen.
Kartenvernichter, 17. September 2023, um 08:35
1.) Was wäre gewesen, wenn die AFD für das Heizungsgesetz gewesen wäre? Den Aussagen so einiger nach, hätte es das dann ja nicht geben dürfen, da es nichts geben darf, wo auch die AFD zustimmt. Das würde ja bedeuten, das die nicht Regierenden quasi lenken könnten wohin der Weg geht. Also quasi regieren ohne zu regieren
2.) Sollten sich die sogenannten Altparteien mal Gedanken darum machen, warum die AFD immer mehr an Zustimmung gewinnt. Allein daran, dass das Volk scheinbar angeblich immer dümmer wird, kann es nicht liegen. Ein dummer Mensch wird nicht dadurch schlau, das man ihn so betitelt. Es zeugt von einer gewissen Arroganz.
Vicious_Hank, 17. September 2023, um 10:30
Brainwashing.
Platt formuliert, weil wir in einer durch und durch hierarchisch aufgebauten und damit undemokratischen Gesellschaft leben. Sei es Sport, Politik, Industrie, Bürokratie, BW, Polizei usw., überall wird nach Führungspersönlichkeiten gesucht.
In diesen hierarchischen Strukturen gibt es prinzipiell keine Diskussionen um Entscheidungen.
Und daher fremdeln viele und sehen in demokratischen Prozessen und Verhandlungen, bei denen dann oft auch Kompromisse als Ergebnis stehen, Führungsschwäche.
giulie, 17. September 2023, um 13:47
Man stelle sich vor es würde diskutiert, erwachsene Männer die unter 1.60 m gross sind, sollen vor der Heirat einen Gentest vorlegen.
Oder: Eine Mehrheit in einer jungen Demokratie wähle eine Partei mit nicht-demokratischen Grundsätzen.
Oder: Eine hochrangige Politikerin erkläre, dass die Kapitulation Deutschlands für sie eine Niederlage bedeute.
Wäre es arrogant, zu versuchen, dass diese Szenarien nicht passierten, nicht unwidersprochen blieben und man Mittel sucht gegen eine verachtende und enge Politik?