AlterEgo, 10. Januar 2015, um 19:15
Aus einem Interview mit dem Zeichner der zweiten obigen Karikatur, "Stern"-Karikaturist Til Mette:
Der Mordanschlag in Paris, hat Sie das an 9/11 erinnert?
Komischerweise hatte ich das gleiche Gefühl wie nach 9/11, obwohl es etwas ganz anderes ist. Diese Monstrosität von 9/11 ist natürlich erst einmal weit weg. Hier ist es so nah an einem selber, ich sitze ja in Redaktionskonferenzen und kenne die Situation. Das waren Menschen, Journalisten, genau wie wir. Ich habe jahrelang auch deren Zeichnungen verfolgt und fand die immer sehr witzig.
Gibt es etwas Besonderes in der französischen Karikatur?
Die französisische Karikatur muss man kennen, die ist immer sehr brachial gewesen. Schon bei den früheren Karikaturisten waren viele brutale Zeichner dabei - brutal komische Zeichner. das ist Teil der französischen Karikaturkultur, die nicht vom Hass getrieben ist, sondern von der unbändigen Lust an Brachialität an dieser Art von Komik. Das ist sozusagen ein zutiefst antiautoritäres Ventil, und ich würde mir manchmal wünschen, dass wir das auch mehr hätten. Natürlich spielt in Frankreich immer der antiklerikale Ton eine Rolle, der anfangs vor allem anti-katholisch war. Aufgrund der großen muslimischen Gemeinde haben sie sich dann auch dem Islam gewidmet, mit genau der gleichen Schärfe, mit der sie vorher die katholische Kirche angegangen sind.
Viele Rechte, insbesondere Anhänger von Pegida, behaupten, "Charlie Hebdo" seien generell gegen den Islam.
Das stimmt natürlich überhaupt nicht. Im Gegenteil, dazu muss man sich nur ab den früheren siebziger Jahren die französische Karikatur anschauen. Dazu gehört gerade Marcel Gotlieb - ein wichtiger Vorläufer dessen, was sich später in "Charlie Hebdo" abzeichnet. Das kann man komplett stilistisch nachweisen. In Amerika beispielsweise sind sie deutlich empfindlicher, was die freie Meinungsäußerung angeht, dort würde man provokative Sachen nicht drucken. Dort sind sie für meinen Geschmack auch feige. Der renommierte Kritiker Antony Lay hat im "New Yorker" den Zeichnern eine Mitschuld an dem Attentat gegeben und gesagt, dass sie dieses Massaker provoziert haben. Da bleibt mir die Spucke weg. Es findet plötzlich der Umkehrschluss statt. Europa hat eine ganz andere Tradition, Satire gehört zu unserer kulturellen Identität und hat eine ganz andere Schärfe. Wenn Leute keine Ahnung haben von französischen Cartoons, dann ist das für sie ein Schlaglicht. Übrigens hat das deutsche Feuilleton von Karikatur auch keine Ahnung.
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Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:32
Also Else...was ist denn los mit Ihnen?
AlterEgo, 10. Januar 2015, um 19:33
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Welche Folgen wird das Attentat Ihrer Meinung nach für die Presse ganz allgemein haben?
Die Amerikaner haben eine Zensurtradition, die sich in den letzten siebzig Jahren nicht geändert hat. Das ist die Zensur der Anständigen. Und das widerspricht dem europäischen Presseverständnis. Ich glaube, dieser Anschlag wird dazu führen, dass wir zu ähnlichen Maßnahmen in Europa kommen, also zu amerikanischen Verhältnissen - was ich als großen Verlust für unsere Freiheit als Satiriker empfinde. Es wird unsere Arbeit schwerer machen und es ist nicht dienlich für einen konstruktiven Dialog.
Meinen Sie eine Art kreative Schutzhaft?
Das ist nicht der Grund. Viel eher gesteht man bestimmten Gruppen zu, beleidigt zu sein. Wenn man den Muslimen das Recht gibt, beleidigt zu sein, müssten das die Katholiken auch dürfen. Ich finde, man entmündigt auf eine perfide Art die Muslime, indem man zusagt, keine Witze mehr über sie zu machen. Über den Rest machen wir aber Witze. Die Muslime sind mündige Bürger und können sich wehren.
Damit kommen die meisten ja auch zurecht.
Dewegen ist die gesamte Diskussion falsch. Allein die Muslime da reinzuziehen, ist schon falsch. Es geht hier um Terroristen, die den Glauben der Muslime missbrauchen. Doch das Thema Religion wird benutzt und weiter gedreht. Daher wird es auch Diskussionen darüber geben. Und für uns Medienleute wird das gravierende Konsequenzen haben, weil es ein Anschlag ist auf das Herz unserer Art zu denken.
Hat das für Sie Konsequenzen in Ihrer Arbeit?
Man wird den Anschlag nicht aus dem Gehirn verbannen können. Jetzt sagt man sich tapfer, dass es keine Konsequenzen hat und für die Zeichner wird das eventuell auch so sein. Aber in den Redaktionen wird eher die Frage gestellt, was noch geht. Die Redakteure bekommen Angst, weil sie das Blatt in einer Verantwortung sehen, zumindest, wenn die Stimmung kippt. Ich mache meine Sachen weiter, der Rest wird an anderer Stelle entschieden. Wenn ich was zeichne, soll man unterm Strich darüber lachen können. Das Cartoon ist wie ein Gleitmittel, weil die Menschen über das Lachen auch anfangen, über die Dinge nachzudenken. Da entscheidet nicht nur der Kopf, sondern auch der Bauch.
Til Mette (58) aus Bielefeld ist Cartoonist beim "Stern".
2002 erhielt er den Deutschen Karikaturpreis in Bronze, 2009 in Gold, 2013 wurde ihm der Deutsche Cartoonpreis verliehen.
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:37
Tzt....
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:39
Bist wohl besoffen Opalchen?
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:44
Mensch Else,dann trinken wir mal zusammen einen...
Opal, 10. Januar 2015, um 19:47
zuletzt bearbeitet am 10. Januar 2015, um 19:49
Alfred, erst wenn ich fertig bin mit dem Lesen, der hier eingefügten Zeitungsartikel
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:49
Na gut,dann lese mal schön die Freiheitsartikel...
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:51
Viel Vergnügen!
Ex-Stubenhocker #34661, 10. Januar 2015, um 19:52
... das "geht" ganz schön "ab" bei opal, natürlich aber nicht mit opal ;-)
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 19:54
Da gehts wirklich ab mit Else...
Ex-Stubenhocker #34661, 10. Januar 2015, um 19:57
... ist der stern eigentlich zum satire-magazin umgewidmet worden, nachdem man sich dort mit den hitler-tagebüchern hat verarschen lassen? Dann würde ich da ja vielleicht mal wieder einen flüchtigen blick drauf werfen ...
Ex-Stubenhocker #34661, 10. Januar 2015, um 20:00
alba,
was muss man getan haben, damit opal einem das "else" anbietet?
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 20:04
Das hat sich so ergeben,reiner Zufall
Ex-Stubenhocker #34661, 10. Januar 2015, um 20:10
Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall.
(Giacomo Girolamo Casanova)
Ex-Stubenhocker #168053, 10. Januar 2015, um 20:10
Manchmal ist es tatsächlich so!
anti-mob, 10. Januar 2015, um 21:55
Georgbest, gehst du zum Lachen in den Keller oder bist du einfach nicht in der Lage Ironie und Satire zu erkennen?
Die Frage bezieht sich auf meine Alamo-Nummer.
Mein Vorschlag: Zieh mal den Stock aus deinem Arsch.
Dann kannst du auch wieder freier atmen und frischen Wind ins Oberstübchen bringen
Mir die Gesinnung eines Andreas Bader zu unterstellen, fand ich hingegen urkomisch.
Ich befürchte allerdings, dass sich deine Einschätzung eher auf den wehrbereiten Demokraten bezog.
Der Bader hätte auch seine helle Freude an dir!
Und eines noch: Ich bevorzuge zwar Jaguar-Limousinen, aber wie Andreas bezahle ich die immer bar.
Ex-Stubenhocker #157894, 10. Januar 2015, um 22:23
Andreas Baader konnte ich aus dem Berliner Club International noch persönlich. Ulrike Meinhof bin ich mal auf Sylt und in Blankenese begegnet.
Das war natürlich bevor sie berühmt wurden.