Ex-Stubenhocker #159827, 12. August 2016, um 07:16
Rätsel des Tages
Du weißt, es färbte manches Tüchlein purpurrot,
Fügst du ein e hinzu, schenkt's dir dein täglich Brot,
Gibst du ein r ihm noch, so, sagt man, ist's der Tod. -
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 12. August 2016, um 07:17
Des Rätsels Lösung:Schnitt, Schnitte, Schnitter.
Ex-Stubenhocker #159827, 12. August 2016, um 07:25
Morgenandacht eines Optimisten
Großartig ist des Himmels Macht,
Wenn morgens uns die Sonne lacht.
Doch die Himmels Macht ist großer Mist,
Weil er voller Wolken ist?
Egal wie es auch sei,
Heute sind wir dabei,
Auf dieser schönen Welt,
Auf der es mir gefällt.
Ex-Stubenhocker #188170, 12. August 2016, um 08:55
zuletzt bearbeitet am 12. August 2016, um 08:55
Sonne hier nicht lacht,sie hat sich dünne gemacht. Wolken bestimmen den Takt,das ist momentaner Fakt.
Doch morgen kommt Kollege Sommer wieder,da legst dich wieder nieder.
Pünktlich zum Wochenende platzt der Sommer rein,das ist doch fein.
Ex-Stubenhocker #159827, 12. August 2016, um 15:23
Obstgarten
von Rainer Maria Rilke
Nie ist die Erde wirklicher
als zwischen deinen Zweigen, heller Hain,
und niemals flüchtiger als in dem Muster,
das deine Schatten auf den Rasen werfen.
Dort stellt sich dies ein, was uns bleibt,
was von Gewicht ist, was uns nährt
im offenbaren Sein und Geh’n
endloser Zärtlichkeit.
Doch spricht der stille Quell in deiner Mitte,
fast schlafend noch in seinem alten Rund,
nicht oft von diesem Gegensatz,
so sehr er auch in ihm zerfließt.
Bertram Kottmann,
aus dem Französischen:
Verger
Jamais la terre n'est plus réelle
que dans tes branches, ô verger blond,
ni plus flottante que dans la dentelle
que font les ombres sur le gazon.
Là se rencontre ce qui nous reste,
ce qui pèse et ce qui nourrit,
avec le passage manifeste
de la tendresse infinie.
Mais à ton centre la calme fontaine,
presque dormant en son ancien rond,
de ce contraste parle à peine,
tant en elle il se confond.
Ex-Stubenhocker #159827, 12. August 2016, um 22:29
Lumpentum
Die reichen Leute, die gewinnt
Man nur durch platte Schmeichelei -
Das Geld ist platt, mein liebes Kind,
Und will auch platt geschmeichelt sein.
Das Weihrauchfaß, das schwinge keck
Vor jedem göttlich goldnen Kalb;
Bet an im Staub, bet an im Dreck,
Vor allem aber lob nicht halb.
Das Brot ist teuer dieses Jahr,
Jedoch die schönsten Worte hat
Man noch umsonst - Besinge gar
Mäcenas Hund und friß dich satt.
Johann Nepomuk Nestroy
Ex-Stubenhocker #163552, 13. August 2016, um 01:34
Sprich auch du,
sprich als letzter,
sag deinen Spruch.
Sprich −
Doch scheide das Nein nicht vom Ja.
Gib deinem Spruch auch den Sinn:
gib ihm den Schatten.
Gib ihm Schatten genug,
gib ihm so viel,
als du um dich verteilt weißt zwischen
Mittnacht und Mittag und Mittnacht.
Blicke umher:
sieh, wie’s lebendig wird rings
Wahr spricht, wer Schatten spricht.
p.c.
Ex-Stubenhocker #159827, 13. August 2016, um 08:46
zuletzt bearbeitet am 13. August 2016, um 08:46
Still schleicht das Schicksal
Still schleicht das Schicksal
herum auf dieser Welt,
der hat den Beutel,
der andre, der hat´s Geld!
Johann Nepomuk Nestroy
Ex-Stubenhocker #159827, 13. August 2016, um 08:55
Rätsel des Tages
Verglichen mit so machen klugen Leut,
Verglichen mit dem Reichen,
Will Wut mich beschleichen.
Warum der ,warum nicht ich?
Habe zwar nichts getan,
Doch das stört mich nicht.
Warum also ,sapperlott!
Bin ich so lahm,
Und er so flott?
Des Rätsels Lösung ist nicht schwer,
Ich sitz herum,
Er läuft umher.
Ex-Stubenhocker #159827, 13. August 2016, um 08:58
Rätsel des Tages
In's Wasser setzt man's sich zu Hohn und Dank,
Zieht ihm ein e das runde Füßchen lang,
So machen's manche, aber um die Welt
Die meisten nicht! denn, ach, es fehlt das Geld!
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 13. August 2016, um 09:23
Des Rätsels Lösung:Reis, Reise. 1. Man „setzt" (pflanzt) den Reis in's (im) Wasser. 4-5. denn eine „Reise um die Welt" ist leider teuer! -
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #159827, 14. August 2016, um 08:44
Rätsel des Tages
Bist auch kein Geiger du, kannst doch du's streichen,
Hat's auch kein Herz, so läßt sich's doch erweichen,
Ist's keine Buche auch, trug seine Rinde
Schon manchen Namen! Rate nun geschwinde! -
Ist's auch kein Licht, es schwindet beim Gebrauchen,
Wenn's mal nicht taugt, so kann man es doch tauchen!
Daß einen Leib es hat, bestreit' ich sehr,
Wenn wir d'rum bitten, wollen wir noch mehr! -
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 14. August 2016, um 08:45
Des Rätsels Lösung:Brot. 6. d.h. wenn es alt ist. 7. denn es hat einen Laib.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #159827, 14. August 2016, um 08:50
Die Welt wird älter, anders nicht
von Franz von Werner
Die Welt wird älter, anders nicht,
Sie bleibt, wie sie geblieben,
Derselbe Spuk, dasselbe Spiel,
Im Leben, wie im Lieben.
Dasselbe klägliche Konzert
Unfreier Elemente:
Ein Ton zu hoch, ein Ton zu tief —
Verstimmte Instrumente!
Dieselbe Affenbissigkeit,
Die gleichen Katzensprünge,
Dieselbe Fratze, ob sie auch
Durch Schminke sich verjünge.
Derselbe Diplomaten-Ernst
Im nichtigsten Erstreben,
Dieselbe Tragikomika
Im Nebelbilderleben.
Dasselbe Glück im Wünschen bloß,
Erschlaffen im Besitze. —
Erhascht zu früh, erkämpft zu spät,
Reimt sich zu gleicher Spitze.
Derselben Hoffnung Fieberpuls,
Derselbe Hang nach Ruhe;
Dieselbe Trägheit — selbe Hast,
Dieselbe Rast und — Truhe!
Österreichischer Schriftsteller und Diplomat
Ex-Stubenhocker #159827, 14. August 2016, um 09:32
Die Glorreichen vier oder fünf
Groß im Geben ,
Bescheiden im Fordern,
Der Gedanken Fundament,
Zum Glück uns lenkt.
Kinderaugen zum Lachen gebracht,
Dem Sterbenden die Hand gehalten in der Nacht,
Dem Nachbarn die Hand gereicht,
Dem Geizhals das Herz erweicht.
Das Unkraut heraus gezogen,
Die Fenster neu gestrichen,
Dem Freunde zur Seite gestanden,
Vor dem Feind nicht zurück gewichen.
Das Alles sind wir,
Wir vier ,
Oder fünf,
Einer mit Löchern in den Strümpf.
Bescheiden ist er und klein,
Unser Skatverein.
Ex-Stubenhocker #159827, 14. August 2016, um 23:00
Metamorphose
Ich hatte mich schon so daran gewöhnt –
trotz Zahnersatz und Haaren leicht getönt –
trat ich ins „Bella Riva“ ein:
„Buongiorno, Signorina, was darf`s sein?“
Doch eines Abends – ich bin tief schockiert:
„Signora, bin gleich da!“ grüßt mich der Wirt.
Schlagartig seh' ich meine Jugendzeit verblassen,
denn auf eines kannst du dich verlassen:
dass nichts dich mehr vom Alter trennt,
wenn ein Italiener dich „Signora“ nennt!
Ursula Unger, 2002
Ex-Stubenhocker #159827, 14. August 2016, um 23:36
Die Macht des Geistes
Wohin mit der Gedanken Macht?
Sollt man sie kanalisieren?
Ihren freien Lauf riskieren?
Verschenken an Unsin nur?
Beschränkt auf Zeit und Uhr?
Auf Lust und Laster?
Auf Macht und Zaster?
Soll man sie vermitteln?
Soll man sie vermischen,
Mit anderen Geistern,
Und so das Leben meistern?
Auf hohem Niveau?
Macht das die Herzen froh?
Oder in der Normalität?
Die jedem zur Verfügung steht.
Wohin mit der Gedanken Macht?
Die manch Leid gebracht.
Zum Leben hin,
Ist das ihr Sinn?
Verrückt oder klar,
Sie ändern sich,
Nichs bleibt wie es war.
Die Gedanken eines guten Lebens,
Sind nicht vergebens.
Der Zerstörung zu gewandt,
Führt sie des Mörders Hand.
Wohin mit der Gedanken Macht?
Die über unser Leben wacht.
Ex-Stubenhocker #159827, 15. August 2016, um 07:29
Rätsel des Tages
Bald wird es deine Füße dir
Und bald den Kopf bedecken,
Oft sitzt es still im Mondenschein
Und denkt nur an's Verstecken.
Hier ist es ein Pantoffelheld
Und war's seit langen Jahren,
Dort möchte es bei seinem Geld
Sich selbst das Zählen - sparen!
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 15. August 2016, um 07:30
Des Rätsels Lösung:Filz. 1-2. als Schuh oder Hut. 3-4. der „Filz" (Geizhals). 5-6. der Stoff „Filz", weil aus ihm unzählige Pantoffeln gemacht wurden und werden. 7-8. der Geizhals.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim
Ex-Stubenhocker #149419, 16. August 2016, um 10:54
zuletzt bearbeitet am 16. August 2016, um 10:55
Nicht, daß von jedem Leid verschont Du mögest bleiben,
noch, daß dein künft'ger Weg stets Rosen für Dich trage
und keine bittere Träne über Deine Wangen komme
dies alles, nein, das wünsche ich Dir nicht!
Mein Wunsch für Dich ist vielmehr dieser:
Daß dankbar Du und allezeit bewahrst in Deinem Herzen
die kostbare Erinnerung der guten Ding' in Deinem Leben;
Daß mutig Du stehst in Deiner Prüfung,
wenn hart das Kreuz auf Deinen Schultern liegt
und wenn der Gipfel, den es zu ersteigen gilt,
ja selbst das Licht der Hoffnung zu entschwinden droht;
Daß jede Gottesgabe in Dir wachse
und mit den Jahren sie Dir helfe,
die Herzen froh zu machen, die Du liebst;
Daß immer einen wahren Freund Du hast,
der Freundschaft wert, der Dir Vertrauen gibt,
wenn Dir's an Licht gebricht und Kraft;
Daß Du dank ihm den Stürmen standhältst
und so die Höhen doch erreichst.
Altirischer Segenswunsch
Ex-Stubenhocker #159827, 16. August 2016, um 12:53
DESIDERATA
Geh deinen Weg ohne Eile und Hast und suche den Frieden
in dir selbst zu finden.
Wenn es dir möglich ist, versuche den anderen zu verstehen.
Sag ihm die Wahrheit, ruhig und besonnen.
Höre ihm zu, auch wenn er gleichgültig und unwissend ist,
denn auch er hat seine Sorgen.
Egal ob er noch jung und aggressiv,
oder ob er schon alt und müde ist.
Wenn du Dich mit all den anderen vergleichst,
wirst du feststellen, du lebst unter Menschen
die entweder größer oder kleiner, besser oder schlechter sind als du selbst.
Sei stolz auf deinen Erfolg und denke auch an deine Karriere.
Aber bleibe bescheiden, denn das Schicksal kann sich jederzeit wenden.
Sei vorsichtig in deinen Geschäften, denn die Welt ist voller List und Tücke.
Aber lass dich trotz allem nicht von deinem Weg ablenken.
Viele Leute reden von hohen Idealen und überall wird Heldenmut angepriesen.
Bleibe du selber und heuchle nicht Mitgefühl.
Steh der Liebe nicht zynisch gegenüber, denn sie ist das Einzige,
was wahr und unvergänglich ist.
Sei dankbar über jedes Jahr das du erleben darfst,
auch wenn mit jedem Tag ein Stück deiner Jugend entschwindet.
Bereite dich auf den Augenblick vor,
an dem etwas Unvorhergesehenes in dein Leben tritt,
aber zerstöre dich selbst nicht aus Angst vor der Einsamkeit.
Sei immer so, dass du vor dir selbst bestehen kannst.
Du hast ein Recht auf der Welt zu sein,
genau wie die Blume die blüht und wie ein Stern in der Nacht.
Doch auf dieser Welt lebst du nicht allein,
hast du schon irgendwann einmal darüber nachgedacht?
Darum schließe Frieden mit Gott,
wo immer er er dir auch begegnet.
Ganz gleich, was das Leben dir auch an Schwierigkeiten auferlegt.
Lass nicht durch Lug und Trug deine Ideale zerbrechen.
Die Welt ist immer noch schön.
Versuche, auf ihr zu leben und glücklich zu werden.
Diese Zeilen stammen aus der Feder des Amerikaners Max Ehrmann (1872-1945)
Nachdenkliches
deanita Startseite
Englischer Originaltext
Ex-Stubenhocker #159827, 16. August 2016, um 12:55
Rätsel des Tages
Ein Meister sei in ihm, wenn dein es ist,
Nur wenig faßt es stets, wenn klein es ist,
Zwiefachen Sinnes sahst du es am Werke,
Du mißt mit ihm die Größe und die Stärke,
Und der Genosse, der ihm folgt auf Erden,
Mag stets dein Freund, doch nie dein Neider werden!
Friedrich Schaefer
Ex-Stubenhocker #159827, 16. August 2016, um 12:56
Des Rätsels Lösung:Fach. 1. in deinem Fache. 2. das Schubfach. 3. im doppelsinnigen Worte „Fachwerk" (siehe das Homonym am 9. Juli). 4. immer, wmn du als Maßbezeichnung Worte gebrauchst, wie: dreifach, vierfach, mehrfach, tausendfach usw. 5-6. der Fachgenosse.
Die Nummern in der Auflösung verweisen auf die jeweilige Zeilennummer im Rätselreim.
Ex-Stubenhocker #149419, 17. August 2016, um 08:43
zuletzt bearbeitet am 17. August 2016, um 08:46
Ideale auf Reisen
Die Strasse führt
einsam, in Felsen gebannt,
Entlang eines Nebels.
Es stehen Kreuze am Rand.
Wer ließ hier sein
Leben. Vor allem warum?
Die Kreuze sie
sprechen und bleiben doch stumm.
So mancher der kam,
der wusste kaum noch woher.
Doch stur geradeaus,
weder hoch noch zur Seite, so schaute er.
Und kam eine Kreuzung
nahm er sie nicht wahr.
Folgte nur seinem
Ziel, das unbekannt war.
Er fuhr über Käfer und
vielem Getier.
Er hatte den Sinn
nicht. Nicht für jetzt, nicht für hier.
Sein Ziel ganz allein
sollte bringen ihm Segen.
Nun steht hier ein
Kreuz. Im Wind und im Regen.
Manchmal ist Eile die
schlechtere Wahl.
Ist recht auch der
Weg, oder auch nicht, das ist dann egal.
Das Ziel wird
erreicht, ist man gelassen geblieben.
Mit Weitsicht und Ruhe statt „ Ruhe in Frieden“ .
Und steht wohl die Strasse
für Gedanken und Taten.
So steht sie dann auch für
Menschen, für Gruppen und Staaten.
Genau wie der Fels,
die Käfer, der Nebel, die Nacht.
Für all die Probleme,
vom Menschen gemacht.
Und dann stehen Kreuze für Ideale auf Reisen.
Die meist nicht ans Ziel kommen.
Weil sie den Weg nicht begreifen.
M.S 2016
Ex-Stubenhocker #159827, 17. August 2016, um 12:05
An einen politischen Dichterling
Du rühmst die Freiheit deinem geliebten Volk!
Herrscht diese Göttin, wenn du der Edlen Haupt
Machtlos erblickst? Wenn Weise machtlos
Unter der törischste Rat sich beugen?
Wenn Kunst, der Schönheit göttliche Dienerin,
Vergeblich anruft lärmenden Pöbelschwarm,
Der hunderthäuptig, massenmächtig,
Keime des Himmlischen lässt verwetten?
Sie reuelos selbst tritt in den Staub, dieweil
Dummheit und Bosheit leibliche Schwestern sind,
Die Hand in Hand titanenartig
Zücken osmanische krumme Schwerter?
Manch dunkles Beispiel zeigt es dem Vaterland!
Zehn Jahre hilflos kämpfend erträgt die Schar
Der nach dem Tod ruhmvollen Meister
Griechische Not um die Mauern Troja’s.
Was frommt ein Denkmal, das dem verwesten Leib
Mit spätem Stolz aufrichtet ein Trauerzug?
Schmückt König Ludwig auch mit Bürgers
Blumen die Wände, was frommt’s dem Dichter?
Was frommt ein Blitzableiter bei Wassersnot?
Die Woge rauscht, kein Nachen erscheint; die Flut
Rauscht höher auf, doch klangst umsonst du,
Mächtiges Lied von dem braven Manne!
Mit keinem Umsturz heilst du die Welt, o Freund!
Wer je der Freiheit Rätsel zu lösen weiß,
Der hält Gemeinheit nieder, welche
Sonst die Gewalten wie Karten ausspielt.
Johannes Minckwitz