Ex-Stubenhocker #188170, 14. Mai 2016, um 22:26
zuletzt bearbeitet am 14. Mai 2016, um 22:28
Die Nacht bedeckt die Dächer,
und in dem Aschenbecher
verlöscht die Zigarette.
Es ruhen fast alle Räder.
Der Tag verging wie jeder,
als Glied in einer Kette.
Ich höre Eulen singen
und sehne mich nach Dingen,
die ich so gerne hätte.
Und von dem vielen Sehnen
bekomme ich das Gähnen - - -
gut’ Nacht, ich geh’ zu Bette.
Heinz Erhardt
Ex-Stubenhocker #159827, 15. Mai 2016, um 05:11
KAIROS
(Die göttliche Gelegenheit)
Als ich dich stehen sah, nah der offenen Tür,
da war mir leuchtend klar: du kamst nur wegen mir.
Ich fühlte mich umflossen von ewiger Energie.
Mein Herz klopfte aufgewühlt ein Jetzt oder Nie!
Wie schwer ist sich beherrschen, wenn alles in einem drängt.
Die Angst schon ritzt mit ihrem Messer und beengt.
In wertvoller Sekunde habe ich dich fast gestreift.
Nichts kam aus unserem Munde, die Knie nur wurden mir weich.
Die Wucht des Gefühls ließ mich unwirklich versinken.
Um dir noch näher als nah zu sein, luden Gedankenspiele ein.
Unsre Seelen tanzten auf gleichem Strahl - uns blieb nur eine Wahl:
Bezwungen in den Augen des anderen zu ertrinken.
R.T. 2013
Ex-Stubenhocker #159827, 15. Mai 2016, um 05:16
Pfingstmontag
Morgens um sieben mit dem Hund in den Feldern,
die Sonne scheint schon,
doch ein Wind macht sie kälter
und streicht über Ährenmeere davon.
Ich bin allein mit Hund und Gedanken,
sie laufen gleich vor,
der Hund in die Wiese, die anderen ranken
in Tiefen hinab und in Höhen empor.
Ich bleibe stehen, die Schuh nass vom Tau,
und schaue in die Weite,
die Felder noch grün, der Himmel schon blau,
und lass meine Hände durch Halme gleiten.
Ein Erleben und Fühlen wie damals als Kind,
die Jahre vergehen,
der Körper ein Baum, die Seele der Wind,
und irgendwann werd ich hier nicht mehr stehen.
H.C.
Ex-Stubenhocker #159827, 15. Mai 2016, um 05:17
Rapsfelder
Raps zu beiden Seiten.
Soweit das Auge reicht.
Bis zum Horizont wogen die gelben Meere.
Zerrissen am fernen Himmel
vom Sturm zerpeitschte Wolkenfetzen,
wie Gischt auf gelben Wellen hetzend.
H.C. 2012
Ex-Stubenhocker #188170, 15. Mai 2016, um 07:16
Kalt ist es geworden,Luft aus dem arktischen Norden.
Doch nochmal eine dickere Jacke holen,manch anderer braucht sie nochmal,die Kohlen.
Die heiligen Eisigen ziehen über die Lande,das aber nur mal am Rande.
Doch am Horizont ist schon zu sehen das Licht,lange bleibt es so nämlich nicht.
Der Lenz lässt sich nur mal kurz Zeit,bald wirds wieder wärmer,das ist nicht mehr weit.
Die Mauersegler rasen durch die Lüfte,im Park um die Ecke gibts herrliche Düfte.
Dort blüht ein Strauch,ich kenne ihn nicht,hier mal zu schnuppern,das ist fast schon Pflicht.
Frühling für mich die schönste Zeit,der Sommer ist auch nicht mehr weit.
Ex-Stubenhocker #192461, 15. Mai 2016, um 13:09
Schön ist´t, wär´s
aber WANN?
Ex-Stubenhocker #188170, 15. Mai 2016, um 13:10
Na dann...irgendwann!
Ex-Stubenhocker #159827, 15. Mai 2016, um 13:45
Sommerwetter
Im Westen ist der Himmel deutlich blauer,
doch ein Gewitter zieht von Ost heran.
In meinem Garten fällt ein schwerer Schauer,
aus dem ich’s kräftig donnern hören kann.
Und kaum begonnen, ist es schon verflogen.
Nur von den Bäumen fallen leise Tropfen,
die fröhlich auf den feuchten Boden klopfen,
die Wolken grüßend, die längst fortgezogen.
Ich geh beschwingt hinaus auf die Terrasse
und schaue übern Zaun zum Nachbarn hin.
Der liegt in Scherben seiner Kaffeetasse
vom Blitz erschlagen bei der Nachbarin.
A.K.
Ex-Stubenhocker #188170, 15. Mai 2016, um 13:53
Man sagt ja,Scherben bringen Glück,vielleicht bekommt der Nachbar ab ein Stück.
Dann kann er es mit Nordmann teilen,vielleicht tuts noch ne Weile verweilen.
Aber bekanntlich ist es ja ein scheues Reh,sucht sich schnell andere,dennoch tuts manchmal weh.
Ex-Stubenhocker #159827, 15. Mai 2016, um 13:56
Das Glück ist schon ein eigen Ding,
Bin froh, daß ich nicht drüber hing.
Ex-Stubenhocker #188170, 15. Mai 2016, um 13:58
Dein Glück kann auf Dich warten,womöglich im Garten,vielleicht aber auch in einer anderen Welt,vielleicht da,wo der Glücksstern fällt...
Ex-Stubenhocker #159827, 15. Mai 2016, um 14:03
Glück ist schon verschieden,
Für den Einen ,das Geld. .
Für den Anderen, die Liebe,
Auf dieser Welt.
Für den Dritten spielt es keine Rolle,
Wenn nur das Pech sich trolle. ..
Ex-Stubenhocker #188170, 15. Mai 2016, um 14:08
Glück und Pech ergänzen sich,mal trifft es den einen,mal aber auch Dich.
Mancher bekommt des guten oder schlechten zuweilen ordentlich Zunder,beim nächsten ist es eher platt wie ne Flunder.
Erzwingen sollte man beides nicht,sonst kann man ganz schnell enden als armer Wicht.
Ex-Stubenhocker #157894, 15. Mai 2016, um 14:11
zuletzt bearbeitet am 15. Mai 2016, um 14:29
Pfingsten ist da,
bis auf das Wetter, na ja, "wunderbar".
Auch die Temperaturen könnten höher sein,
zum Trost gab es zu Spargel, Lachs und Jakobsmuscheln edlen Rheinwein.
Morgen gibt es Sauerbraten vom Pferd,
dass Beste aus Küche und vom Herd.
Wie sagt man es bloß den Enkeln und Kindern ?
Nicht immer stammen Sauerbraten von Rindern ?
Natürlich wird es nicht Anne Maries Reitpferd sein,
ein ausgewiesenes Schlachtpferd haut der Roßschlächter zum Braten kurz und klein.
Ex-Stubenhocker #188170, 15. Mai 2016, um 14:17
Ein Graupelschauer gerade hernieder geht,dazu ein strammer Wind weht.
Das erinnert doch eher an eine andere Jahreszeit,sitze mir heute den Arsch ziemlich breit!
Ex-Stubenhocker #188170, 16. Mai 2016, um 07:50
Nur einmal bringt des Jahres Lauf
uns Lenz und Lerchenlieder.
Nur einmal blüht die Rose auf,
und dann verwelkt sie wieder;
nur einmal gönnt uns das Geschick
so jung zu sein auf Erden:
Hast du versäumt den Augenblick,
jung wirst du nie mehr werden.
Drum lass von der gemachten Pein
um nie gefühlte Wunden!
Der Augenblick ist immer dein,
doch rasch entfliehn die Stunden.
Und wer als Greis im grauen Haar
vom Schmerz noch nicht genesen,
der ist als Jüngling auch fürwahr
nie jung und frisch gewesen.
Nur einmal blüht die Jugendzeit
und ist so bald entschwunden;
und wer nur lebt vergangnem Leid,
wird nimmermehr gesunden.
Verjüngt sich denn nicht auch Natur
stets neu im Frühlingsweben?
Sei jung und blühend einmal nur,
doch das durchs ganze Leben!
Richard von Wilpert
(1862 - 1918)
Ex-Stubenhocker #159827, 16. Mai 2016, um 09:53
Akademischer Tod
Es fing Professor Brinkenmann
am Tag, als er gestorben,
nach kurzer Zeit zu stinken an,
entsetzlich und verdorben.
Das fiel nicht auf. Er hatte doch
auch vorher schon gerochen.
Gerochen wie ein Rattenloch
und selten nur gesprochen.
Und die Studenten nahmen nicht
gleich wahr, dass er verblichen.
Dann sagte einer Amen. Schlicht
und tief ergriffen wichen
die anderen sogleich ein Stück,
des Toten Nähe meidend.
Der eine blieb allein zurück,
sich bald im tristen Osnabrück
wie eine Krähe kleidend.
A.K.2012
Ex-Stubenhocker #159827, 16. Mai 2016, um 14:46
Sommer am Deich
Ein Schaf steht auf dem Deich,
Es denkt bei sich,
Ob arm,ob reich,
Menschen sind alle gleich.
Ein Nackedei fröhlich läuft umher,
Das Schaf kümmert ihn nicht sehr,
Nach Nähe ihm steht der Sinn,
Läuft zur Frau Gemahlin hin.
Die Frau Gemahlin sitzt im Gras,
Vom Baden noch ganz naß,
Hat nichts im Sinn,
Mit des Gemahlen Spaß.
Zum Schaf blickt er ,
Nun ganz versonnen,
Aus dessen Fell,
Wolle wird gesponnen.
Das Schaf erschrickt,
Es kennt den Blick,
Vom Böcklein schon,
Und rennt davon.
Nun denkt der Mensch bei sich,
Schafe sind alle gleich,
Zu Haus,
Oder auf dem Deich.
Schreckhaft und verfilzt,
Stinkend und verrückt,
Blökend und ein bisschen dumm,
Rennen sie herum.
Ex-Stubenhocker #188170, 17. Mai 2016, um 08:29
Die Ameisen
In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee,
da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
dann auf den letzten Teil der Reise.
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Ex-Stubenhocker #188170, 17. Mai 2016, um 08:36
Ein Wiesel
Ein Wiesel sass auf einem Kiesel
Inmitten Bachgeriesel.
Wisst ihr weshalb?
Das Mondkalb verriet es mir im Stillen:
Das raffinierte Tier
tat's um des Reimes willen.
Christian Morgenstern (1871-1914)
Ex-Stubenhocker #157894, 17. Mai 2016, um 15:43
zuletzt bearbeitet am 17. Mai 2016, um 16:02
"Smokey, wir sind hier nicht in Vietnam. Wir sind beim Bowling, da gibt es Regeln."
(Walter Sobchak [John Goodman] zu Smokey [Jimmy Dale Gilmore] auf der Bowlingbahn, als dieser über die weiße Linie beim Wurf tritt. "The Big Lebowski", 1998)
Sorry, falscher Thread, sollte in den "Sprüche-Thread"!
Ex-Stubenhocker #159827, 17. Mai 2016, um 23:01
Aneinander vorbei
Vom Speisewagen
Durchs Land getragen,
Siehst du Dörfer, Felder, Katz und Küh.
Angenommen, daß dir das Menü
Nichts kann sagen.
Irgendwo: Zwei Barfußmädchen winken.
Wissen selber nicht, warum sie's tun,
Lassen ihre arbeitsharten Hände
Für Momente ruhn.
Wissen nicht, daß deine Hände sinken,
Winken,
Grüßen
In den ganzen langen Zug hinein,
Ahnen nicht, daß du die Scholle sein
Möchtest unter ihren schmutz'gen Füßen.
Angelangt, ergibst du mittelgroß
Dich der Höflichkeit, dem Stande und dem Gelde.
Nachts im Bette träumst du hoffnungslos
Von den beiden Mädchen auf dem Felde.
J.R.
Ex-Stubenhocker #159827, 17. Mai 2016, um 23:04
Abgesehen von der Profitlüge.
Die kurzen Beine der Lüge sind
Auch nur etwas Relatives.
Ein Segler kreuzend gegen Wind
Ist immer etwas Schiefes.
Ob sie aus Anstand, aus Mitleid gibt,
Sich hinter der Kunst will schützen,
Wenn sie nicht innerst sich selber liebt,
Wird Lüge niemandem nützen.
Es gibt eine Lüge politisch und kühn,
Und die ist auch noch zu rügen.
Ich meine: Wir sollten uns alle bemühn,
Möglichst wenig zu lügen.
J.R.
Ex-Stubenhocker #159827, 17. Mai 2016, um 23:06
Abschied der Seeleute
Chor der Seeleute:
Wir Fahrensleute
Lieben die See.
Die Seemannsbräute
Gelten für heute,
Sind nur für to-day.
Die Mädchen, die weinen,
Sind schwach auf den Beinen.
Was schert uns ihr Weh !
Das Weh, ach das legt sich.
Unsre Heimat bewegt sich
Und trägt uns in See,
Far-away.
Chor der Mädchen:
Wir, die Bräute
Der Fahrensleute,
Lieben und küssen,
Doch wissen, sie müssen
Zur Seefahrt zurück.
Und wenn sie ertrinken,
Dann - wissen wir - winken
Uns andre zum Glück.
J.R.