Ex-Stubenhocker #159827, 17. Mai 2016, um 23:10
An meinen Kaktus
Du alter Stachelkaks,
Du bist kein Bohnerwachs,
Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,
Sondern du bist nur ein bißchen verrückt.
Ich weiß, daß du wenig trinkst.
Du hast auch keinerlei Duft.
Aber, ohne daß du selber stinkst,
Saugst du Stubenmief ein wie Tropenluft.
Du springst niemals Menschen an oder Vieh.
Wer aber mit Absicht oder versehentlich
Sich einmal auf dich
Setzte, vergißt dich nie.
Ein betrunkener, lachender Neger
Schenkte dich mir, du lustiges Kleines,
Daß ich den Vater ersetze dir kantigem Ableger
Eines verrückten, stets starren Stachelschweines.
J.R.
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 22:47
GRILLENGESANG IN DER MONDNACHT
Es schwirrt und lockt ein Kufen
Mit dringend' holder Macht:
"O komm' hinab die Stufen
Zur blauen Gartennacht!
"Die Lindenwipfel wiegen
Sieh leis in Mondenpracht,
In sel'gen Athemzügen
Durchströmt ihr Duft die Nacht.
"Nun ruht wie neugeboren
Die Welt im Zauberlicht,
Nun lächelt traumverloren
Der Schlummernden Gesicht.
"Des Himmels Sternenschöne
Ist weithin aufgethan,
Und ferner Welten Töne
Hörst da der Erde nah'n."
J. L.
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 22:49
Ach, ruhloser Geist
Ach, ruhloser Geist
Wanderst durch die Zeit
Sehen und Spühren
Vergangenheit berühren
Was mir gegeben
Werd ich erleben
Ach, ruhloser Geist
So weit gereist
Durch Zeiten wandeln
Mit Ahnen bandeln
Sie zeigen sich leis
Ach, ruhloser Geist
D.M.2013
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 22:53
Ausreisesperre
Ein Furz
Entschlossen
Die Reise
In die Freiheit
Anzutreten
Kehrte um
Am Tunnelende
Man hatte
Die Grenze
So der Befehl
Von ganz oben
Kurzfristig
Dichtgemacht
R.O. 1990
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 22:55
zuletzt bearbeitet am 19. Mai 2016, um 22:56
Das Duell
Die Politiker sagen
Wir verändern dieses Land
Die Fussballer sagen
Wir spielen Fussball
R.O. 1994
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 22:58
Absehbar
Die Geburt
Eines Kindes
Steht bevor
Die Geburt
Einer grossen Rednerin
Steht bevor
Die Geburt
Einer grossen Telefonrechnung
Steht bevor
R.O. 2008
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 23:10
Mutter und Kind
Ein Lamm stand fromm,
Auf dem Deich herum.
Seine Mutter, das Schaf,
War brav.
So stehen beide,
Auf des Deiches Weide.
Das Eine nicht mehr lang,
Es landet in der Pfann.
Lammbraten nennt es sich nun,
Mehr konnt das Schaf nicht tun.
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 23:25
Irritationen
Ein Besoffener am Tresen schwankt,
Er hatte schwer getankt.
Er nannte sich generös,
Doch da wurd sein Nachbar sehr nervös.
Er gab ihm die Hand,
Mitten ins Gesicht.
Und meinte,
Es interessiert mich nicht.
Nun sitzt er im Lokal,
Auf seinem Po.
Und fragt,
Nach dem Klo.
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 23:28
Baumschule
Die Bäume gehen zur Schule
Lernen wie man wächst und gerade steht
Lernen wie man sich biegt und wieder aufrichtet
Lernen nicht wie man der Axt entkommt
R. O. 2003
Ex-Stubenhocker #159827, 19. Mai 2016, um 23:34
Bescheidenheit
Der Rabbi ist sehr ernst erkrankt
Die Schüler sind bei versammelt
So vieles, was man ihm verdankt
Und einer nach dem andern stammelt
"Wie Abraham hat er geglaubt"
"Wie Hiob sein Geschick getragen"
"Wie Mose hat er Gott vertraut"
"Ein Salomo in uns’ren Tagen!"
Dem Rabbi geht's trotzdem noch schlecht
So lässt man ihn mit schwerem Herzen
"Man preist Dich doch, und das zu Recht!"
Sagt seine Frau ihm unter Schmerzen
Der Rabbi fühlt sich abgelehnt
Man kann's in seinen Zügen lesen
Mit keiner Silbe wurd' erwähnt
Wie stets bescheiden er gewesen
J.W. 2016
Ex-Stubenhocker #163552, 20. Mai 2016, um 21:45
fünftausend gedichte
und musik.
hinaus, hinaus.
das kostet
lippen,
überwindung.
Ex-Stubenhocker #188170, 21. Mai 2016, um 01:15
Hat man Pflanze wieder aus dem Keller geholt und sie sich dort erholt?
Nun steht sie wieder voll im Licht,hoffe es schadet ihr nicht!
Ein Sonnenbrand tut selten gut,lieber Halbschatten,nur Mut!
Wässern nicht vergessen sowie Dünger,auch Pflanze wird nicht jünger.
Triebe hin und wieder gestutzt,wenn nicht,hats am Ende auch nichts genutzt.
Ex-Stubenhocker #188170, 21. Mai 2016, um 01:28
Reis ist sein Markenzeichen,das sollte für ihn reichen.
Seine Sätze verstehe ich selten bis kaum,ist für mich ein wahrer Alptraum.
Aber Pflanze ist eben Pflanze,auch wenn ichs nie werde verstehen,das Ganze!
Ex-Stubenhocker #188170, 21. Mai 2016, um 01:33
Allerdings,grins.
Ex-Stubenhocker #188170, 22. Mai 2016, um 18:12
Ein schöner warmer Tag neigt sich so langsam dem Ende zu,aber noch ist lange nicht Ruh.
Die Vögel nun am lautesten sind,sobald es etwas kühler wurde,kamen sie raus,geschwind.
Der Amselmann nun unüberhörbar sein Liedchen trillert,im Baum,ganz leicht versteckt der Buntspecht schillert.
So geht es noch ein,zwei Stunden,die Schwalben drehen auch noch ihre Runden.
Dann wirds allmählich leise,dann kommt die Eule,die Weise. Lautlos gleitet sie dann durch die Nacht,bis zum Morgen,wo alles wieder erwacht.
Die Amsel wird dann wieder die Erste sein,später stimmen dann noch die anderen mit ein.
So verrinnt die Zeit,der Sommer ist nicht mehr weit. Dann kommen kurze Nächte und lange Tage,Urlaubszeit ist schön,gar keine Frage!
Ex-Stubenhocker #159827, 22. Mai 2016, um 22:10
Chanson de l'adieu
Partir, c'est mourir un peu,
C'est mourir à ce qu'on aime:
On laisse un peu de soi-même
En toute heure et dans tout lieu.
C'est toujours le deuil d'un vœu,
Le dernier vers d'un poème;
Partir, c'est mourir un peu,
C'est mourir à ce qu'on aime.
Et l'on part, et c'est un jeu,
Et jusqu'à l'adieu suprême
C'est son âme que l'on sème,
Que l'on sème en chaque adieu:
Partir, c'est mourir un peu.
Edmond Haraucourt
Ex-Stubenhocker #159827, 22. Mai 2016, um 22:11
Abschiedslied
Abschied ist - ein bisschen sterben.
Man stirbt jenem, den man liebt:
Ein Stück seiner dabei gibt;
kann es nie zurück erwerben.
Letztes unerfülltes Werben,
letzte Zeile, die man schrieb.
Abschied ist ein bisschen sterben.
Man stirbt jenem, den man liebt.
Und man trennt sich, ’s ist ein Spiel,
doch bei jedem, bis zum letzten Scheiden,
wird dich deine Seele leiten,
das Verlass’ne mit d i r zu beerben:
Abschied ist - ein bisschen sterben.
Nachdichtung aus dem Französischen
von Bertram Kottmann
Ex-Stubenhocker #159827, 22. Mai 2016, um 22:14
Froschgelüst
Ich kannte einmal einen Frosch,
der seine Alte dann verdrosch,
wenn sie sich auf die Seite rollte,
obwohl er etwas von ihr wollte.
Sie hatte einst als junge Frau
- sie war noch grün, vielleicht auch blau -
sich einen anderen Mann genommen
und war mit ihm davon geschwommen.
Er schlug sie danach grün und blau.
Ich weiß es nicht mehr so genau,
vielleicht war's eher blau als grün.
Es tat ihm wohl, sich abzumüh'n.
Seitdem er nur Erfüllung findet,
wenn seine Frau sich vor ihm windet.
Für sie ist das nicht angenehm
und ausgesprochen unbequem.
Merke!
Auch Frösche haben ein Gelüst,
das man doch akzeptieren müsst.
Wer kennt sie nicht: Die Illusion.
Sie wird entlarvt als Perversion.
F. L. 2000
Ex-Stubenhocker #159827, 22. Mai 2016, um 22:17
Gedankenstrich
Es war einmal vor langer Zeit
ein Tausendfüßler fast soweit,
dass er - man glaubt es kaum -
hinaus wollt' in den Weltenraum.
Am Faden der Gedanken
sah man ihn mutig schwanken.
Doch tausend Füße sind nicht viel
im Hinblick auf das ferne Ziel.
Als er nun so,
irgendwie nirgendwo,
mal eine Pause machte
und darüber nachdachte,
da wurde ihm erleichtert klar,
das ist ja alles gar nicht wahr!
Wer hier so kraxelt bin nicht ich,
das ist nur ein Gedankenstrich!
F.L. 2000
Ex-Stubenhocker #157894, 22. Mai 2016, um 22:20
Blindlings aus dem Internet von XY bis Z-Unbekannt.
Ohne jeden Zusammenhang oder Kenntniss.
Andererseits, dies ist ein Skatforum, kein Literaturzirkel.
Hier ist selbst der Blinde noch ein König.
Ex-Stubenhocker #163552, 22. Mai 2016, um 22:22
und von gestern.
Ex-Stubenhocker #159827, 22. Mai 2016, um 22:32
Astilus der kempfer
1.
Do Astilus der mane
auf olympischem plane
den sieg mit kampf gewane,
kam heim mit jubel groß.
Croton die ganze state
den iren kempfer spate
eilig entpfangen hate
und acht schneweißer roß
Man an den triumphwagen setzt,
auf dem der kempfer saß,
und fürt in in die stat zuletzt,
da man im schenken was
zehen tausend kronen in golt,
iederman het in wert und holt
als ein, der mit der hande
Croton, seim vatterlande,
künt tun großen beistande,
keiner wer sein genoß.
2.
Hernach über vier jare,
als aber ein kampf ware,
kam Astilus auch dare
und wie vor an der stet
Er in dem kampf mit ringen,
kempfen, laufen und springen,
rennen und allen dingen
das best für allen tet.
Ein bürger von Syracusa
disen kempfer ansprach
freuntlich und in darzu alda
mit großem golt bestach,
das er sich da ausschreien ließ
auf dem kampfplatz, wie er gewis
wer ein Syracusaner,
ein burger und inwaner,
auf das der eren paner
preis Syracusa het.
3.
So ließ mit golt sich saugen
Astilus unter augen
untreulich, tet verlaugen
sein eigen vatterlant.
Croton den tück vernume
von disem kempfer dume
und riß im sein haus ume,
im zu schmach, spot und schant,
Und bauete auf sein hofstat
ein schelmengefenknus;
von wegen seiner übeltat
man zu seim bilde schuß,
das man im vor het aufgericht.
wolt got, das ein ieden böswicht
treff alles ungelücke,
der solche bubenstücke
seim vatterlant durch tücke
beweist mit mund und hant.
H. S.1554